BN-Landesarbeitskreis Abfall / Kreislaufwirtschaft / Ressourcenschonung zu Besuch in der UPM-Papierfabrik Schongau: Hohe Einsparung durch Einsatz von Recyclingpapier aus 100% Altpapier
Fazit von Straubings BN-Vize Meindorfer: Alle Potentiale zum Papier-, Kunststoff- und Baustoffrecycling ausschöpfen - BUND Naturschutz plädiert für Festhalten am Wertstoffhofsystem, wo es gut läuft - Saubere Getrenntsammlung Basis für hochwertige Recyclingprodukte, die zum Energiesparen beitragen
Der Besuch des BN-Landesarbeitskreises Abfall / Kreislaufwirtschaft / Ressourcenschonung am Samstag in der UPM-Papierfabrik Schongau bestätigte dessen Einsatz für die umfassende Umstellung des Papierbedarfs auf Recyclingpapier aus 100% Altpapier. Es gebe ein enormes Einsparpotential an Energie und Frischwasser, wenn statt der aus Holz gemachten Primärfaserpapiere solche aus 100% Altpapiereingesetzt würden, wo immer es geht. Dass die Verarbeitung von Altpapier zu hochwertigem Recyclingpapier vernünftiger ist, als es zu verbrennen und aus Holz über mit hohem Energieaufwand gewonnenen Zellstoff neues Papier herzustellen, resümierte daher der BN- Abfallexperte Dr. Hartmut Hoffmann (Hersbruck).
Ute Soller, Leiterin des UPM-Umwelt Managements erläuterte dieses und führte durch die Betriebsanlagen. 1962 wurde dort eine der weltweit ersten Flotations-Deinkinganlagen in Betrieb genommen. Diese Altpapieraufbereitungstechnik bedeutete den Durchbruch beim Recycling von grafischem Altpapier zur Herstellung neuer Druckpapiere. Heute werden in Schongau auf drei Papiermaschinen Rollendruckpapiere für Zeitungen, Zeitungsbeilagen, Anzeigenblätter, Prospekte, Illustrierte und Kataloge hergestellt. Altpapier ist dabei mengenmäßig der wichtigste Rohstoff. Pro Jahr können rund 700.000 Tonnen Altpapier wiederverwertet werden. Damit zählt UPM zu den grössten Verarbeitern von grafischem Altpapier weltweit.
Dort findet seit einiger Zeit auch eine heizwerteiche Fraktion aus der Erbenschwanger Restmüllkompostierung als Brennstoff für das Heizkraftwerk Verwendung. Die Papierfabrik sei auf sortenreine Anlieferung von Altpapier angewiesen. Störstoffe würden abgeschieden und verbrannt, auch Kunststofffolien von Remittenden oder Werbeprospekten, so Soller. Stellvertretender LAK-Sprecher Johann Meindorfer aus Straubing hatte eingeworfen, dass diese hochwertigen Polyethylenfolien doch einer sortenreinen Kunststoffverwertung zugeführt werden sollten. Man wolle mit den Best Available Techniques (BAT) arbeiten, so Soller, wobei natürlich auf Wirtschaftlichkeit unter den gegebenen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zu achten sei. Und daran scheitere die eigentlich ökologisch sinnvolle Getrenntsammlung dieser Plastikhüllen. VerbraucherInnen sollten sie nicht in die Altpapiersammlung gelangen lassen, sondern über das Wertstoffhofsystem einem sortenreinen Kunststoffrecycling zuführen.
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Für den BUND Naturschutz steht fest, dass alle Potentiale zum Papier-, Kunststoff- und Baustoffrecycling auszuschöpfen und hoher Wert auf die saubere Getrenntsammlung als Basis für hochwertige Recyclingprodukte zu legen ist. LAK-Sprecherin Waltraud Galaske aus Fürth berichtete, dass selbst die neuesten Sortieranlagen für Verpackungsabfälle aus der Gemischtsammlung per Gelber Tonne oder Gelbem Sack nur eine stoffliche Verwertungsquote von 50% erreichen.
Josef Metzger aus Friedberg forderte vor diesem Hintergrund den Einsatz der Politik für das Festhalten am Wertstoffhofsystem, wo es gut läuft. Er und Josef Seemüller aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck pochten mit einem eigenen Konzept darauf, dass bei einer flächendeckenden Biomüllerfassung und -verwertung mit der energieeffizientesten Technologie von Vergärung und Kompostierung verfahren wird
Die ressourcen- und abfallwirtschaftlichen Aspekte der Elektromobilität riss Hartmut Haas-Hyronimus aus dem Kreis Main-Spessart an: Elektromotoren hätten eine wesentlich höhere Lebensdauer als Verbrennungsmotoren und E-Mobile benötigten nur 1/3 der Teile wie ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Kritisch zu bewerten sei der hohe Bedarf an seltenen Metallen wie Kobalt oder Lanthaniden. Bei einer vollständigen Umstellung des Verkehrssektors auf Elektromobilität wird der Stromverbrauch um etwa 1/3 steigen. Durch die Nutzung der E-Mobile als Energiespeicher liesse sich die Energieeffizienz von Photovoltaik-Anlagen und Windparks erheblich steigern; in Privathaushalten könnte der Strom einer PV-Anlage ohne Mehrkosten bis zu 80% für die Eigenversorgung genutzt werden. Alternativen für Lithium wie Zink-Luft-Akkus seien in der Erprobung und teils schon im Einsatz, aber noch nicht in grossem Umfang serienreif.
Nach einem Referat von Firmenchef Johann Emter über die Biomüllvergasungs- und die Klärschlammverbrennungsanlage mit Phosphorrückgewinnung in Altenstadt zog Hans Schütz aus Peiting als Organisator ein positives Fazit über die intensiven fachlichen Diskussionen zu den Erfordernissen in der Abfallwirtschaft. Ein Infopaket Abfallvermeidung gibt es beim BN, Albrechtsgasse 3, 94315 Straubing, Tel 09421/2512, straubing@bund-naturschutz.de für 5 € als Schein, in Briefmarken oder Vorabüberweisung auf das Konto 461251 des BN, Sparkasse Niederbayern-Mitte, BLZ 74250000 IBAN DE03 7425 0000 0000 461251, BIC BYLADEM1SRG mit vollständiger Absenderangabe und Kennwort „IP Abfall“.