An noch massiverem Energiesparen und mehr Zurückhaltung im Konsumverhalten führt kein Weg vorbei
„Schon jetzt produziert der Landkreis einen Überschuss an Strom“ hört sich gut an. Wer will sich damit sonnen?
Soll diese subtil-unterschwellige Bayernwerk-Beruhigungspille weismachen, dass Energiesparen und mehr Zurückhaltung im Konsumverhalten überflüssig ist, weil eh zuviel „grüner Strom“ zur Verfügung steht? Das wäre grottenfalsch!
Da gilt es zuerst zu hinterfragen, auf welchen Berechnungsgrundlagen die Behauptung, die Bayernwerk-Beruhigungspille, basiert.
Mit ein paar kleinen Wasserkraftanlagen, ganzen zwei Windkraftanlagen, den Dachflächen- und einigen Freiland-PVAs soll also der gesamte ganzjährige Stromverbrauch im Landkreis abgedeckt sein? (Ungenutzte geeignete Dachflächen überwiegen bei weitem…)
Einschliesslich zweier Bundeswehrstandorte, zweier Kreiskliniken, aller Rathäuser, Banken, Kirchen, Klöster, Kindergärten, Schulen, Seniorenheime, Freizeiteinrichtungen, Massentierhaltungs- Massentierschlachtbetriebe, Autozulieferer, Plastikverarbeiter, hunderten Industrie- und Gewerbebetrieben …?
Sowieso muss man etwa den Stromverbrauch an allen ausserhalb der Landkreisgrenze gelegenen Flughäfen für die Flüge der Landkreisbewohner dem Landkreis zurechnen. Was übrigens auch für den Stromverbrauch für alle ausserhalb der Landkreisgrenze, auch schon aus der kreisfreien Stadt Straubing, produzierten Güter von Autos, SUVs, Elektro- Haushalts- und Gartengeräten gilt. Alles Graustromimporte in den Landkreis, für dort wohnende Endverbraucher. Da wird aus dem Überschuss an Strom, den der Landkreis laut Bayernwerk angeblich produziert, schnell ein Minus.
Abgedeckt durch die zulaufenden Stromtrassen inclusive fossilen oder nuklearen Stromimporten…
Kein so schöner Platz zum Sich-Sonnen.
Vom fossilen Energie- und Ressourcenverbrauch für Gebäude, Auto- und Flugverkehr ganz zu schweigen.
Massiver Zubau von Photovoltaikanlagen zur umfassenden Ausnutzung aller geeigneten Dachflächen ist das eine, ist richtig und wichtig. Verbindliche Vorgaben zur Solarenergie- und Stromgewinnung durch Photovoltaikanlagen bei der Aufstellung neuer Bebauungspläne entsprechend § 9 Abs. 1 Nr. 23 Buchstabe b BauGB verweigern jedoch fast alle Gemeinden im Landkreis.
Wenn wir den deutschen Atomausstieg und die Energiewende nicht mit fossilen oder nuklearen Stromimporten aus Risiko-Reaktoren im tschechischen Temelin, dem slowakischen Mochovce oder aus Frankreich und Belgien erkaufen wollen, führt letztlich kein Weg an noch massiverem Energiesparen und mehr Zurückhaltung im Konsumverhalten vorbei.
Das wird uns kein Energiekonzern, kein Bayernwerk nahelegen. Muss aber sein, denn Artenschwund, Klimawandel und Atomgefahren beruhen auf einem Übermass an Energiehunger unserer Gesellschaft.