Verpackungsaufkommen drastisch reduzieren, Rest so weit wie möglich auf Recyclingpapier und Recyclingkunststoffe umstellen
Der 2. Straubinger BN-Kreisvorsitzende und stellvertretende Sprecher des BN-Landesarbeitskreises Abfall / Kreislaufwirtschaft / Ressourcenschonung, Johann Meindorfer war als Vertreter BUND Naturschutz beim Konsortiumstreffen des Projekts VerPlaPoS (Verbraucherreaktionen bei Plastik und dessen Vermeidungsmöglichkeiten am Point of Sale) Ende Februar in Stuttgart.
Er betonte dort als zentral wichtig, im Kampf gegen die Plastikflut müsse der Verpackungsaufwand seitens der Herstellerbetriebe und Einzelhandelsketten unterschiedlichster Branchen so weit wie möglich auf das unabweisbar nötige Mass reduziert werden. Genauso dürften nur noch recyclinggerechte Monomaterialien anstatt kaum stofflich verwertbarer Verbundmaterialien verwendet werden.
Die Kunststoffverpackungen müssten mit deutlicher Kennzeichnung bzw. Angabe der verwendeten Material- bzw. Kunststoffsorte versehen werden.
Darüber hinaus brauche es dringend selbstredend aus Anlass der gesetzlich geforderten höheren Recyclingquoten im neuen Verpackungsgesetz deutlich höhere Anforderungen an die Recyclinganlagen, damit dort durch Erstellung und Umsetzung von Entwicklungs- und Optimierungskonzepten und -verfahren durchgängig die effizientesten Technologien zum Einsatz kommen.
Nur so liesse sich die prozentuale Ausbeute an hochwertigen und damit gut verkaufsfähigen und vermarktbaren Sekundärrohstoffen weiter erhöhen wie es dringend geboten sei, damit Plastikmüll nicht weiter in der Landschaft in Flüssen Meeren oder auf asiatischen Müllkippen landen.
Dies gelte über den Anwendungsbereich des Verpackungsgesetzes hinaus generell für alle Kunststoffabfälle, also auch gewerbliche Verpackungsabfälle sowie Nichtverpackungsabfälle: „Es geht nicht an, dass sortenreines Polyethylen aus dem Gewerbe, das problemlos gut verwertet werden könnte, verbrannt wird, weil auf dem Markt ein grosses Überangebot an erdölbasierten Kunststoffen aus Primärmaterial herrscht“, so Meindorfer. „Die Regierung muss den Dualen Systemen sortenreine stoffliche Verwertung weiterer Kunststoffsorten über PET-Flaschen, PE-Folien, PE-, PP-, PS-Behälter und Styropor hinaus vorgeben und auferlegen.“ So der mengenmässig höchst relevanten PET- Behälter aller Formen und PP—Folien, bisher oft als Mischkunststoffe in der Müllverbrennung landen, konkretisiert und ergänzt er die Forderung.
Schon in den1980er Jahren gelang der BN Kreisgruppe Straubing-Bogen mit Aufbau und Betrieb des ersten Wertstoffhofes in der Stadt Straubing ein Meilenstein für die Getrennterfassung und sortenreine stoffliche Verwertung von Abfällen weit über Papier und Glas hinaus. Mit der Getrennterfassung von Post-Consumer-Kunststoffverpackungsabfällen PE, PP, PS und Styropor, die einem hochwertigen sortenreinen stofflichen Recycling zugeführt wurden, trat sie in eine Vorreiterrolle in Bayern.
Weil die Nachfrage nach Kunststoffrecyclat sowie infolgedessen nach Produkten aus Recyclingkunststoff nicht ausreicht, um hinreichende gesicherte stabile Absatzmärkte für Produkte aus Recyclingkunststoff statt erdölbasierter Kunststoffe aus Primärmaterial zu schaffen, seien ordnungsrechtliche Regelungen sowie steuerliche Rahmensetzungen unabdingbar, über die starke Impulse und Anreize zum Einsatz von Sekundärrohstoffen erfolgen.
Es sei unabdingbar, Recyclingpapier und Recycling-Kunststoff auch tatsächlich an Stelle von Primärrohstoffware zu verwenden und die technisch möglichen Kunststoffrecyclat- und Altpapiereinsatzquoten voll auszuschöpfen.
Der Abfallsektor sei hochgradig klimarelevant – durch nach wie vor schlichte Verbrennung grosser Mengen von Papier- und Kunststoffabfällen in Müllverbrennungsanlagen gehe ein Grossteil der ihnen innewohnenden Herstellungsenergie ungenutzt verloren. Dies bestätigen die Vertreter aus Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen als nach wie vor zutreffend. Gut verwertbare Papier- und Kunststoffabfälle seien daher schon wegen der Treibhausgas- und Energieeinsparungen beim sortenreinen Recycling zwingend von der Müllverbrennung fernzuhalten.
Als gross angelegten Beitrag des BUND Naturschutz zum Projekt "Verbraucherreaktionen bei Plastik und dessen Vermeidungsmöglichkeiten am Point of Sale (VerPlaPoS)" verschickt dieser Anschreiben an hunderte grosse Unternehmen.
Nachdem die Notwendigkeiten zum schnellsten Erreichen der Biodiversitäts-, Klimaschutzziele und einer ökologisch nachhaltigen Energie-, Agrar-, Rohstoff-, Verkehrs- Wirtschafts- und Konsumwende ganz offenkundig immer deutlicher werden, immer erdrückender zu Tage treten, seiaucheine nachhaltige Unternehmensausrichtung in allen Unternehmensbereichen für umfassenden Gesundheits-, Tier-,Umwelt- und Klimaschutz bei allen Einkaufs- und Beschaffungsaktivitäten sowie bei der kompletten Sortimentsgestaltung Ihrer Handelsware erforderlich. Dazu will ihnen der BUND hiermit Anforderungen zu vielen ökologierelevanten Bereichen Verbesserungspotentiale nahebringen: Sie sollen um Ausschöpfung aller Verbesserungspotentiale gebeten werden: So u.a. zur Vermeidung von Kunststoffverpackungen sowie zur Ausschöpfung brachliegender Einsatzpotenziale von Recyclingkunststoffen und Recyclingpapier aus 100 % Altpapier. Dies gelte es seitens der Handelsketten sowohl bei den Eigenmarken umzusetzen als auch bei den zuliefernden Markenartikelherstellern einzufordern und sicherzustellen:
Denn während bei der Zuführung von Kunststoffabfällen zu Müllverbrennungsanlagen, der beschönigend so genannten „thermischen Abfallverwertung“ nur ein Teil ihres Energieinhalts genutzt wird, lediglich der Brenn- oder Heizwert, kann beim Ersatz von „Neu-Produkten“ aus „Neu--Polymeren“ durch Produkte aus dem Recycling-Kunststoff ein Maximum an Herstellungsenergie (60 – 80% bei Recyclingpapierund Recycling-Kunststoff- so etwa 80% bei LD-PE - s. Dateianlage) eingespart werden. Somit leistet das auf sortenreiner Erfassung basierende sortenreine Kunststoff-Recycling genauso wie das Papier-Recycling, sofern Recyclingpapier und Recycling-Kunststoff auch tatsächlich an Stelle von Primärrohstoffware verwendet werden, einen unverzichtbaren Beitrag zum Erreichen nicht nur der abfallwirtschaftlichen, sondern in geradezu herausragender Weise und Dimension ebenso der energie- und klimapolitischen Ziele und Erfordernisse.
Weit über eine Plastiktütenfreiheit hinaus will der BUND Naturschutz von den führenden Lebensmittel-, Drogeriemarkt-, Möbel-, Sport-, Grosshändlern und Einzelhandelsketten sowie Herstellerbetrieben unterschiedlichster Branchen eine ganzheitlich nachhaltigere Unternehmensausrichtung sehen. Das betrifft auch die absolute Senkung des Flächen- und Energieverbrauchs und den effizienten Einsatz von Energie beim Gebäude- und Mobilitätsmanagement. Oder auch den Einsatz von aufbereitetem und gereinigten Bauschutt-Granulatsanstelle von Kies oder Schotter beim Unterbau von Gebäuden, Strassen und Wegen.
Dies geschehe im Wissen und in der Überzeugung, dass allein örtliche Initiativen ohne Herantreten an die Unternehmenszentralen zentrale Filialisten nicht zielführend sein können, da bei diesen die mengenmässig grössten Potentiale zu heben sind, und dass der Problematik allein auf „Plastiktüten“ eingeschränkt nicht zureichend beizukommen ist. Insofern sollte auch über die Kommunen sowie die kommunalen Spitzenverbände Einzelhandelsketten und deren Verbände auf eine der Verpackungsvermeidung sowie der Stärkung der umweltverträglichen Mehrwegsysteme dienliche Sortiments– und Preisgestaltung hingewirkt werden“, so der stellvertretende Sprecher des BN-Landesarbeitskreises Abfall / Kreislaufwirtschaft / Ressourcenschonung, Johann Meindorfer. Er betont: „Der Handlungsbedarf ist im Sinne der besten ökologischen Praxis voll auszuschöpfen. Und das geht, also bestehen viele Handlungsmöglichkeiten“. Zu den einfachsten gehöre die konsequente, vorbildhafte und umfassende Umstellung des gesamten Papierbedarfs auf Recyclingpapier aus 100% Altpapier in der kompletten Verwaltung. Sowohl Ihren internen Papierbedarf wie Kopier- und Druckerpapier als auch die externe Korrespondenz inclusive Kontoauszüge Briefumschläge und Versandtaschen, Publikationen, Kataloge, Broschüren, Flyer und Werbematerialien, ebenso wie Hygienepapiere (Toilettenpapier, Küchenrollen, Papiertaschentücher, Papierservietten und auch die Handelsware gelte es somit aus Recyclingpapier aus 100 % Altpapier herzustellen. Da es bei ökologieverträglicher Sortimentsgestaltung jedoch nicht nur um die Verpackung gehen dürfe, sondern vor allem um deren Inhalte, bezieht sich das Anschreiben ausdrücklich auch auf die Produkte an sich.
Gerade bei der Thematik der Preisgestaltung zur gezielten Bevorzugung von Mehrwegsystemen sowie der Kostenstruktur beim Wiedereinsatz von Kunststoff-Recyclat würden sich schnell die ökologisch schädlichen Verwerfungen bei den Marktpreisen infolge mangelnder ökologisch-sozialer Kostenwahrheit und Kostengerechtigkeit sowie mangelnder Umsetzung des Vorsorge- und Verursacherprinzips zeigen. Umgekehrt würden dabei die seitens des BUND schon oft an die Politik herangetragenen Handlungserfordernisse zur Schaffung eines intelligenten ökologisch-sozialen Finanz- und Steuersystems untermauert, das umweltverträglich-verantwortliches Verhalten auch finanziell belohnt - und nicht wie bisher oft die Verschwendung von Ressourcen.
Dass Hersteller oder Einzelhandelsketten sich von den nationalen wie globalen Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Entwicklungszielen ausklammern oder ausklinken gehe schlichtweg nicht. Weder für einen einzelnen Betrieb bzw. ein einzelnes Unternehmen noch für die Wirtschaft als Ganzes noch für jedwede Art von Veranstaltungen. Dies würde in Zukunft umso mehr gesellschaftlich geächtet werden, als die persönliche Betroffenheit von Schadensereignissen infolge des stattfindenden Klimawandels und der schleichenden Entwertung und Verunreinigung von Boden, Grund- und Trinkwasser durch Dünger- und Chemikalien-/Pestizideinträge steigen wird. Dies auch, nachdem Notwendigkeiten zum schnellsten Erreichen der Biodiversitäts-, Klimaschutzziele und einer
ökologisch nachhaltigen Energie-, Agrar-, Rohstoff-, Verkehrs- Wirtschafts- und Konsumwende
ganz offenkundig immer deutlicher worden, immer erdrückender zu Tage treten
Letztendlich seien alle Akteure der privaten Wirtschaft mit sparsamstmöglichen Verbrauchsverhalten beim Gebäude- und Mobilitätsmanagement bis hin zur ökologieverträglichen Gestaltung, Bewirtschaftung und Pflege der Grünflächen gefordert
Die Herausforderungen des Umbaus, d.h. der Transformation unserer Wirtschaftsweise zu einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft verlangen gerade auch für den Bereich der landwirtschaftlichen Urproduktion ein Umsteuern hin zu einer ökologisch nachhaltigen umweltgerechten Produktionsweise und Weiterverarbeitung von Lebensmitteln und Getränken nach den nach den Kriterien des kontrolliert ökologischen Landbaus. Dies müsse in die Sortiments– und Preisgestaltung einfliessen und alle tierqual-, antibiotika- glyphosat-gift- und gentechnikbelastete aus den Sortimenten „rausfliegen“. Das beinhalte auch die Umstellung der Bereiche Gemeinschafts- / Personalverpflegung in Form von Kunden- bzw. Betriebsgastronomie / Kantinen- bzw. Automatenangeboten - Lebensmittel, Getränke – sowie von Textilien, Körperpflege-, Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln aufErzeugnisse des fairen tierqual-, antibiotika- gentechnik-, gift- und torffreien kontrollierten Öko-Landbaus.
Insofern beinhalte die BUND-Initiative an hunderte Adressaten auch einen Grossauftrag an die Politik wie auch einen gesellschaftlichen Dauerauftrag an uns alle: „die Politik muss endlich die Rahmenbedingungen so setzen, dass überall der Standard der besten ökologischen Praxis voll durchsetzen kann,“ Meindorfer. „Dazu braucht es ganz grundlegend ein intelligentes ökologisch-soziales Steuersystem, mit dem sich energiesparendes klima- und umweltfreundliches Verhalten aller rentiert. Da muss die Politik private Unternehmen sowie in die Privatwirtschaft und die VerbraucherInnen dabei mitnehmen“
Den Druck auf die Politik, diesen gesellschaftspolitischen Auftrag ernst zu nehmen, müsse man auf verschiedenen Wegen aufbauen, so auch über ein ökologieverträgliches Einkaufsverhalten der Händler über alle Handelsstufen hinweg, bei ihren Vorlieferanten und Verarbeitern sowie ein umweltbewusst-verantwortliches Handeln beim Konsumieren der VerbraucherInnen – quasi als positive Rückkopplung an die Politik.