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Pressemitteilungen 2019

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BUND Naturschutz: echt ernstgemeinte Bioökonomie kann nur auf gentechnik- und giftfreier ökologisch nachhaltiger Landbewirtschaftung basieren - Zur Energiewende zuallervorderst Energiesparen und Erhöhung der Energieeffizienz gefordert

Nachdem verschiedenerseits Biotechnologie und Biobasierte Wirtschaft als Lösungsansatz oder Lösungsweg ökologischer Probleme angesehen und dargestellt wird, übersendet der BUND Naturschutz den Mandatsträgern grundlegende ökologische Anforderungen und Notwendigkeiten zur Bioökonomie.

„Wenn man während einer völlig aus dem Ruder laufenden katastrophalen Klima- und Biodiversitätskrise auf Bioökonomie als Lösungsansatz oder Lösungsweg setzt, dann muss man dazu biodiversitätsfördernde Substrate aus echter Bioproduktion, also gentechnik- und giftfreien ökologisch nachhaltiger Landbewirtschaftung nach den Grundsätzen des kontrolliert ökologischen Landbaus am Ursprung der Produktionskette zum Einsatz bringen,“ schreibt ihnen 2. BN-Kreisvorsitzender Johann Meindorfer.

Alle Produktions- und Verarbeitungsstufen bis zur energieeffizienteren Entsorgung müssten der jeweils besten ökologischen Praxis auch in Bezug auf Energieeffizienz und Schadstofffreiheit entsprechen, sodass sich eine abfallvermeidende, ressourcenschonende und energiesparende Kreislaufführung der Materialien gesundheitlich wie ökologisch unbedenklich darstellen lässt

Auf Substraten aus dem grossflächigen Anbau von nachwachsenden Rohstoffen (NawaRo)

von der landwirtschaftlichen Urproduktion bis zur Grossindustrie aufbauend hingegen liessen sich die im die gebotenen Flächenspar-, Biodiversitäts-, Energiewende- und Klimaschutzziele nicht erreichen.

Als Nebenprodukt der nachwachsenden Rohstoffe aus der agrarindustriellen Intensivlandwirtschaft träten massive Trinkwasserschäden und unverantwortbare Kollateralschäden an Gesundheit, Tierwohl sowie den Naturgütern Boden, Wasser und Luft als natürliche Lebensgrundlagen auf.

„Dies droht angesichts der erforderlichen Mengenausweitung beim Substratanbau bei Nutzung nachwachsender Rohstoffe in mengenmässig höchst bedeutsamen und mithin hochgradig ökologie- und klimarelevanten Produktionssektoren wie Treibstoffe oder Kunststoffe noch verschärft zu werden“, warnt der BUND.

Letztere wären dann zudem mit dem Makel der massiven Trinkwasserschäden als Nebenprodukt der nachwachsenden Rohstoffe aus der agrarindustriellen Intensivlandwirtschaft behaftet.

„Vor dem Rollout in die Fläche bzw. einem breiten Markteintritt mit „biobasierten“ Produkten muss jedenfalls jedoch noch eine zumindest abschätzende gesamtökobilanzielle Bewertung erfolgen. Dies auch damit für reine Pseudolösungen keine Empfehlungen benannt und ausgesprochen und keine Förderungen vergeben werden“, fordert Meindorfer.

Das gelte auch für das Beispiel der „biobasierten Kunststoffe“ („Bioplastik“) das eindrücklich zeigt, wie durch undifferenzierte Empfehlungen von unausgegorenen Pseudolösungen als Alternativen neue Probleme geschaffen werden.

Diese bauten sich während der Rotte meist nicht vollständig ab. So verrotten oder vermodern die „Biotüten“ oft gar nicht vollständig. Wenn diese mangels deutlicher Kennzeichnung oder Sorgfalt durch Fehlwürfe in die Getrennterfassung von Post-Consumer-Kunststoffverpackungsabfällen und ins PE-Recycling gelangen, gefährden sie ein hochwertiges Kunststoff-Recycling. Genau diese Getrennterfassung und sortenreine stoffliche Verwertung ist von zentraler Wichtigkeit für gut verwertbare Kunststoffabfälle.

Mit „Bioplastik“ vermischte Kunststoffverpackungsabfälle landen dann in der Müllverbrennung, wo aus ihnen der Brennwert, nicht aber ihre innewohnende Herstellungsenergie rausgeholt werden kann.

Zudem schleppen „Bio- Plastikverpackungen“ einen untragbaren ökologischen Rucksack mit sich herum: Die sogenannten „Bio-Plastiktüten bzw. -verpackungen“ haben wie „Biogas“, „Biokraftstoffe“ (Agrosprit) ein gravierendes Herkunftsproblem: es stammen eben die dafür verwendeten „nachwachsenden Rohstoffe“ gerade nicht bzw. fast nie aus dem energiesparenden und klimaschonenden kontrollierten Bio- (=Öko-) Landbau. Der Begriff „Bio“ ist leider nur für Lebensmittel per EU-Verordnung geschützt, wird aber, weil aus diesem Sektor zu Recht positiv belegt, in den Bereichen, für die der Schutz nicht gilt, auch oft als „Pseudo-Bio“ verwendet.

Fast schon missbraucht, so auch für „Bio- Plastikfolien“, deren Herstellung mit einem echten „Bio“-Produkt rein gar nichts zu tun hat. Genau deshalb, weil die dafür verwendeten „nachwachsenden Rohstoffe“ aus der industriell-intensiven Landwirtschaft mit den dort üblichen Dünger- und Chemikalien-/Pestizideinträgen – hergestellt wiederum mit hohem Energieaufwand - stammen, können sie keine bessere Ökobilanz als Kunststoff auf Erdölbasis aufweisen. Wenn man mit ihnen eine bessere Ökobilanz erreichen will, müsste ihre Herstellung nach den Grundsätzen des ökologischen Landbaus als gesundheits-, klima- und umweltverträglichster und damit zukunftsfähigster Form des Landbaus erfolgen. Damit nicht durch den Austausch von erdölbasierten herkömmlichen Plastikverpackungen gegen „Bio- Plastikverpackungen“ die bekannten Probleme wie der Verlust an Artenvielfalt, schleichende Entwertung und Verunreinigung von Boden, Grund- und Trinkwasser durch Dünger- und Chemikalien-/Pestizideinträge auch noch verschärft werden. Solange dies nicht der Fall ist, sind sie keine zu empfehlende Alternative.

Diese ökologischen Anforderungen und Notwendigkeiten zu Biotechnologie / Bioökonomie gelten auch für Förderprogramme mit Projektförderung von Einzelmassnahmen oder Versuchsanlagen wie die am Hafen Straubing-Sand geplante Mehrzweck-Demonstrationsanlage.

Mit deren Nutzern soll deshalb über vertragliche Vereinbarungen sichergestellt werden, dass bei den Versuchen Substraten aus echtem Bioanbau zum Einsatz kommen

Ziel des neuen Landesprogramms BioRegio 2030 sei es ja, dass 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Bayern im Jahr 2030 ökologisch bewirtschaftet werden. Gleichzeitig setzt es auf eine Stärkung von Absatz und Nachfrage. Auch um diese Ziele zu erreichen, sei gerade die in Aufbauarbeit befindliche biobasierte Wirtschaft hierauf auszurichten.

Begleitend zu Versuchsabläufen wie in der geplanten Mehrzweck-Demonstrationsanlage braucht es daher ökobilanzielle Bewertungen für den Anbau nachwachsender Rohstoffe, für umweltbezogene Anforderungen auch an den Herstellungsprozess und alle Stufen im Lebenszyklus der Produkte bis hin zum Entsorgungsprozess mit dem Ziel der jeweils besten ökologischen Praxis auch in Bezug auf die Energieeffizienz und Schadstofffreiheit.

Mit zweit- und drittbesten „Lösungen“ müssen, brauchen, können und dürfen wir uns nicht mehr begnügen, wenn wir der katastrophalen Klima- und Biodiversitätskrise wirklich wirksam begegnen wollen.

Nur noch die dem Klimaschutz und gleichzeitig dem Schutz der Biodiversität gemeinschafts-dienlichen Technologien und in der Folge Produkte nach bester ökologischer Praxis dürfen zum Zuge, zum Einsatz kommen, nicht eben die zweit- und drittbesten „Lösungen“

Gerade beim Aufbau eines „biobasierten“ Wirtschaftszweiges, der auf Biotechnologie / Bioökonomie fussen soll, sind das unabweisbare ökologische Erfordernisse und Notwendigkeiten.

Ganz klar gilt: Alles, was hinter der besten ökologischen Praxis zurückbleibt, verbietet sich von selbst, weil damit die gebotenen Flächenspar-, Biodiversitäts-, Energiewende- und Klimaschutzziele nicht erreichbar sind.

Und Ressourcen- sowie Energiesparen muss ganz oben auf der Agenda stehen, damit der verbleibende Restenergiebedarf ökologisch abgedeckt werden kann.

Meindorfer: „ Zur Energiewende sind zuallervorderst ansehnliche Beiträge zum Energiesparen und zur Erhöhung der Energieeffizienz gefordert. Das hat allerhöchste Priorität und dann ist der verbleibende Restenergiebedarf so ökologieverträglich wie möglich zu decken. Auch alle Versprechungen und suggerierten Hoffnungen auf die Wasserstofftechnologie dürfen nicht dazu verleiten, ambitionierte Schritte zum Ressourcen- sowie Energiesparen in allen Bereichen hintanzustellen.“

Die Endlichkeit unserer natürlichen Ressourcen, die Begrenztheit des Planeten und somit die begrenzte Belastbarkeit des Naturhaushaltes, können auch diese Technologien nicht aufheben; Ihre Nutzung, vor allem im derzeitigen Übermass an Energie- und Rohstoffhunger unserer Gesellschaft, ist immer mit Kollateralschäden an unseren natürliche Lebensgrundlagen behaftet.

Weiterwirtschaften unter dem neuen Titel Bioökonomie mit Rohstoffen aus der agrarindustriellen Intensivlandwirtschaft, wodurch ja auch schon durch die dafür nötigerweise steigenden Rohstoffmengen die bekannten Probleme wie der Verlust an Artenvielfalt, schleichende Entwertung und Verunreinigung von Boden, Grund- und Trinkwasser durch Dünger- und Chemikalien-/Pestizideinträge noch weiter verschärft werden, geht gar nicht mehr an.

Solange ihre Herstellung nicht durchgängig an die beste ökologisch-nachhaltige Praxis nach den Grundsätzen des ökologischen Landbaus gekoppelt ist, sind sie keine zu empfehlende Alternative.

Auf mit hohem Energieaufwand hergestellten erdölbasierten Pestiziden und Dünger, bei deren Herstellung die Chemie- und Phosphatindustrie die Gesundheit der Bevölkerung und unsere natürlichen Lebensgrundlagen gefährdet, könne keine echt ernstgemeinte Bioökonomie basieren.