BUND Naturschutz plädiert für Festhalten am Wertstoffhofsystem mit Optimierungen
Vermeidung von Einwegartikeln von besonderer Bedeutung – Weniger Plastikmüll wäre noch besser
Zur laufenden Debatte, ob Wertstoffe weiterhin im Bringsystem erfasst und verwertet werden sollen oder über die Einführung von Holsystemen, meldet sich nun der BUND Naturschutz zu Wort.
Der 2. Kreisvorsitzende Johann Meindorfer, der Ideengeber, Begründer und praktischer Umsetzer des ersten Wertstoffhofes in der Stadt Straubing war, hatte bereits in den frühen 1980 Jahren mit bundesweiten Anschreibeaktionen an Molkereien die erste Kennzeichnung von Plastikverpackungsbechern für Molkereiprodukte mit Aufdruck der verwendeten Kunststoffsorte auf den Verpackungen erreicht. Damit ist der erste Wertstoffhof der Stadt Straubing im ehemaligen Dietl-Bräu mit der ersten Getrenntsammlung von sortierten Post-Consumer PP- und PS-Behältern in Bayern entstanden. Von dort wurde auch die erste komplette Lastzugladung zum Recycling auf die Reise geschickt wurde. Das sortenreine PP- und PS-Material konnte zu dünnwandigen Nonfood-Artikeln weiterverarbeitet werden. Dabei gebühre dem damaligen Kreisvorsitzenden Franz Wiegand noch heute hohe Anerkennung, der Gebäulichkeiten und aus dem Förderprogramm „Hilfe zur Arbeit“ und durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) zuverlässiges Personal rekrutieren konnte.
Der Dietl-Bräu-Wertstoffhof war nach einigen Jahren vom ZAW beim Aufbau des ZAW-Wertstoffhofsystem mit 37 Wertstoffhöfen in Stadt und Landkreis übernommen worden. Zwar brächten Holsysteme wie Gelbe Tonne oder Gelber Sack, höhere Erfassungs-, aber deutlich schlechtere stoffliche Verwertungsquoten.
Deshalb plädiert der BUND für das Festhalten am Wertstoffhofsystem mit einzelnen Optimierungen wie der Ausweitung auf weitere Stoff-/Materialgruppen.
So sollten etwa nichtweiße PS-/Styropor-Verpackungen sowie PET- Verpackungen über durchsichtige PET-Flaschen hinaus getrennt erfasst und verwertet werden.
Denn während bei der Zuführung von Kunststoffabfällen zu Müllverbrennungsanlagen, der beschönigend so genannten „thermischen Abfallverwertung“ nur der Heizwert genutzt wird, kann beim Ersatz von „Neu-Polymeren“ durch Recycling-Kunststoff auch die Herstellungsenergie eingespart werden. Damit dient das auf sortenreiner Erfassung basierende Kunststoff-Recycling auch zum Erreichen der energie- und klimapolitischen Ziele.
Es müsse alles getan werden, um die Ausbeute an hochwertigen und verkaufsfähigen Sekundärrohstoffen weiter zu erhöhen, auch damit Plastikmüll nicht weiter in der Landschaft, Flüssen und Meeren oder auf asiatischen Müllkippen landet.
Dies gelte über das geltende Recht hinaus auch für gewerbliche Verpackungsabfälle sowie Nichtverpackungsabfälle: „Es geht nicht an, dass sortenreines Polyethylen aus dem Gewerbe verbrannt wird, weil auf dem Markt ein großes Überangebot an erdölbasierten Kunststoffen aus Primärmaterial herrscht“, so Meindorfer. „Die Regierung muss dem Dualen System die Verwertung weiterer Kunststoffsorten auferlegen.“ Dafür kämen z. B. die vielen PET-Behälter und PP-Folien in Frage.
Die generelle Vermeidung von Verpackungsmüll ist von besonderer Bedeutung für einen zukunftsfähigen Umgang mit Ressourcen. Da sind wir beim Einkauf alle gefragt.
Es sei leider eine Tatsache, dass zu verschwenden derzeit billiger sei als einzusparen, auch weil der Faktor Arbeit zu stark belastet sei. Deshalb werde ein ökologisch-soziales Steuersystem gefordert, betont BN-Kreisvorsitzender Andreas Molz.
„Und zwar muss das so geschehen, dass jedeR auf einer soliden Einkommensbasis auch zu einem umweltverträglichen Konsum angespornt und befähigt wird“, ergänzt Meindorfer. Mit diesem globalen Denken und Handeln lasse sich die ökologische mit der sozialen Dimension in Einklang bringen und mehr Frieden für Mensch und ein Erhalt der Natur erreichen.