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Ein Prachtexemplar

Im Garten der Familie Hobmaier hatte sich im Sommer ein seltener Schmetterling – der Wiesenknopf-Ameisenbläuling – niedergelassen. Nun hofft man, dass er wiederkommt

Von Sandra Hartl

 

10.12.2022

Artikel aus Bogener Zeitung vom 29.11.2022 

Stallwang. Viele kennen das: Wenn man mit jemandem über etwas gesprochen hat, sieht man es plötzlich überall. Im Fall der Stallwangerin Rebecca Hobmaier handelte es sich dabei um einen seltenen Schmetterling: den dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling.

Während ihrer Arbeit in der Verwaltung beim Bund Naturschutz (BN) habe der Vorsitzende, Andreas Molz, ein Plakat mit verschiedenen Schmetterlingen ins Büro gebracht und sie gefragt, ob sie einen davon kenne, erzählt Hobmaier. „Ich habe gesagt, dass ich schon ein paarmal einige dieser blauen Falter gesehen habe, aber ich wusste nicht, ob das wirklich der richtige Schmetterling ist.“

Doch das Interesse der Hobbygärtnerin war geweckt. „Den Großen Wiesenknopf, den der Schmetterling als Futterpflanze benötigt, haben wir zu Hauf.“ Als sie und ihr Mann vor drei Jahren das Haus gekauft haben, sei er dort schon gewachsen. Und kaum habe sie ein klein wenig Ausschau gehalten, hatte sie das Insekt bereits entdeckt, erzählt sie. „Also habe ich ein Foto gemacht und es unserem Vorsitzenden gezeigt.“ Der habe sofort bestätigt: Ja, es handelt sich tatsächlich um den Wiesenknopf-Ameisenbläuling. „Ich weiß nicht, ob jeder der blauen Falter, die ich in meinem Garten gesehen habe, so einer war. Aber er war auf jeden Fall da“, zeigt sich Hobmaier stolz.

Ameisen füttern den Schmetterling

Doch was ist es, das den Wiesenknopf-Ameisenbläuling so selten macht? „Er ist durch seine besondere Lebensweise sehr empfindlich“, erklärt der BN-Vorsitzende Andreas Molz. Zunächst brauche der Schmetterling diese bestimmte Wiesenblume, die nur auf nassen Wiesen wachse. Die Blüte müsse außerdem zur richtigen Zeit aufgeblüht sein. „Dort legt er sein Ei rein und die Larve frisst darin.“ Wenn sie wieder rauskommt, lasse sie sich von einer ganz bestimmten Art aus der Gattung der Hasenameisen mitnehmen. „Die Raupe gibt einen bestimmten Nektar ab, der für die Ameisen anziehend wirkt. Sie wird von ihnen gefüttert und tut sich außerdem an der Brut gütlich“, erklärt Molz.

Danach verpuppe sich die Raupe, und im Sommer darauf schlüpfe der Schmetterling. „Der muss schauen, dass er so schnell wie möglich aus dem Nest kommt“, sagt der BN-Vorsitzende. Das hat mehrere Gründe: „Die Flügel sind noch nicht ausgefaltet.“ Sobald sie das sind, könne sich der Schmetterling verhaken. „Außerdem hat er den Nektar und damit die nötigen Duftstoffe nicht mehr. Er würde einfach von den Ameisen gefressen werden.“ Dann geht es von vorne los: Die Schmetterlinge paaren sich und die Weibchen legen die Eier im Großen Wiesenknopf ab.

Mehrere Flächen für den Fall einer falschen Mahd

Je besser das einzelne Insekt an die Umgebung angepasst ist, desto weiter komme es. Daher sei es ratsam, den Großen Wiesenknopf an nahe zusammenliegenden Wiesen zu pflanzen, sodass die Schmetterlinge nicht so weit zum Fliegen haben – auch im Falle einer Mahd zur falschen Zeit. „Mehr als einen halben Kilometer weit kommen sie nicht“, sagt Molz. Deshalb könne die Fläche noch so gut sein – wenn der Schmetterling nicht entweder schon darauf oder wenigstens in der Nähe ist, nütze das gar nichts. Molz betont die Wichtigkeit von mehreren geeigneten Standorten. „Wenn eine Wiese in einem Jahr zum Beispiel zu trocken ist, kann es sein, dass diese Population nicht durchkommt.“ Da sei es gut, Ausweichplätze zu haben.

Damit der Wiesenknopf überhaupt aufblühen kann, müssen erneut etliche Auflagen erfüllt sein. „Dafür braucht es einer nassen Wiese, die man im Tiefland aber nur höchstens zweimal mähen darf: sehr früh und sehr spät, oder gleich nur einmal.“ Doch selbst das Kulturlandschaftsprogramm (Kulap) schreibe häufig vor, dass man bestimmte Wiesen erst zum 1. Juni mähen darf. Das sei zu spät.

„Noch schlimmer wäre aber Juli oder August, denn da könnte es passieren, dass man die Raupe wegmäht.“ Auf einer Wiese, die dem BN gehört, habe man deshalb im vergangenen Jahr sogar die Pflege ausgestellt. „Die Blume ist aber noch der einfache Teil. Wenn die irgendwann blüht, kommt sie eigentlich von selbst durch.“ Der BN-Vorsitzende erläutert jedoch eine weitere Schwierigkeit: „Im Gegensatz zum Großen Wiesenknopf, braucht die für den Schmetterling nötige Ameise es unbedingt, dass die Wiese gemäht wird. Wenn die verfilzt, stirbt sie aus.“

An der Innenseite der Hinterflügel zu erkennen

Doch wie unterscheidet man den Wiesenknopf-Ameisenbläuling von anderen Schmetterlingen? „Den Dunklen erkenne auch ich nur, wenn er auf einem Wiesenknopf sitzt“, sagt Molz. Die Farbe der Weibchen gehe ins Rötliche, sodass sie sich durch die Blüte tarnen können. Man erkenne die Färbung an der Innenseite der Hinterflügel.

Im Landkreis Straubing-Bogen gebe es auch noch den hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, der sogar noch seltener sei als der dunkle, der im Garten der Hobmaiers gefunden worden ist – und noch anspruchsvollere Lebensvoraussetzungen hat. Etwa benötige er Blüten, die noch nicht ganz aufgeblüht sind. „Im Landkreis Regensburg gibt es den schon gar nicht mehr“, sagt Molz. „Ich selbst habe ihn auch erst einmal in meinem Leben gesehen.“

Für Rebecca Hobmaier heißt es nun hoffen, dass sich der seltene Schmetterling auch im nächsten Sommer wieder zeigen wird. „Wir werden aufpassen, dass die Wiese so gemäht wird, dass die Blume zum Zeitpunkt der Eiablage blüht“, verspricht Hobmaier. „Da wir landschaftlich nicht so viel verändert haben, denke ich, dass er wiederkommt.“