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Klimakrise: Sorge um Grasfrosch und Erdkröte wächst

Eine Auswertung der diesjährigen Amphibienwanderung in Bayern und eine

genauere Auswertung der vorangegangenen Jahre zeigt: An den

Amphibienzäunen werden jedes Jahr weniger Grasfrösche gefunden und die

Erdkrötenbestände stagnieren auf niedrigem Niveau. Angesichts der

diesjährigen Trockenheit ist zudem in 2023 eine weitere rapide Abnahme zu

befürchten.

21.09.2022

„Unsere Amphibien leiden unter der Klimakrise. Und zwar nicht nur seltene Arten wie die Unke, sondern auch die Allerweltsarten Grasfrosch und Erdkröte. Unsere Zahlen sind ein überdeutliches Alarmzeichen“, sagt Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BN. „Wir müssen jetzt sofort handeln und in Bayern Feuchtlebensräume erhalten, renaturieren und neu schaffen. Nur so haben Frösche, Kröten und Molche auch in Zukunft eine Chance.“

Der BUND Naturschutz in Bayern hat neben den Daten für dieses Jahr auch weiteres Zahlenmaterial aus den vorangegangenen Jahren von 2019 bis 2021 ausgewertet. In die Analyse flossen Daten von 342 Wanderwegen aus 40 Landkreisen und Städten ein. In den drei trockenheitsgeprägten Jahren 2019 bis 2021 hat der Erdkrötenbestand gegenüber den zwölf Jahren davor (2007 bis 2018) um 18 Prozent abgenommen, der Grasfroschbestand gar um 28 Prozent. Der Blick auf die Daten, die aus dem Jahr 2022 bereits vorliegen, offenbart im Vergleich dazu eine weitere alarmierende Abnahme um 18 Prozent beim Grasfrosch. Erdkröten waren es wieder etwas mehr als 2021 (plus 11 Prozent), die Bestände sind aber noch immer weit vom langjährigen Mittel entfernt.

„Diese Zahlen machen uns Riesensorgen. Vor allem die Folge trockener Frühjahre und Sommer 2018 bis 2020 hat den Amphibien zugesetzt. Für Bayerns Amphibien kann es bereits fünf vor zwölf sein, denn lange Trockenperioden im Frühjahr und Sommer wird es durch die Klimakrise zukünftig häufiger geben“, so Uwe Friedel, Artenschutzreferent des BN. „Speziell im kommenden Jahr erwarte ich durch den sehr heißen und trockenen Sommer 2022 noch einmal einen dramatischen Rückgang!“

Tiefgreifende flächendeckende Landschaftseingriffe wie großflächige Entwässerung, Beseitigung zahlloser Kleingewässer, Flurbereinigung und Zerstörung von Feuchtgebieten und Auen haben bereits in der Vergangenheit die Amphibien in Bayern massiv dezimiert. Mit der Klimakrise stehen wir nun vor einem zweiten dramatischen Rückgang. Geringe Niederschläge führen zu niedrigen Wasserständen in den Laichgewässern der Amphibien. Trocknen siebei ausbleibenden Frühjahrsniederschlägen aus, gehen Laich und Kaulquappen zugrunde. Die trockene Landschaft bietet zudem für die Hüpferlinge, also die das Gewässer verlassenden Jungtiere, sehr ungünstige Bedingungen. Viele verenden schon auf dem Weg vom Laichgewässer in den Sommerlebensraum. In trockenen Sommern können sich die Amphibien-Weibchen auch weniger Reserven anfressen, die aber für die Paarungsbereitschaft notwendig sind.

Um Bayerns Amphibien auch in Zeiten der Klimakrise eine Überlebenschance zu bewahren, fordert der BUND Naturschutz:

- die Erhaltung aller naturnahen Gewässer und Feuchtbiotope sowie des Feuchtgrünlandes in Bayern
- Renaturierung von Gewässern und ein Ende der Entwässerung der Landschaft (mit hohem Zusatznutzen auch für Landwirtschaft, Bodenschutz, Klimaschutz u.a.)
- eine Förderung für Landwirte, die bei der Bewirtschaftung Rücksicht auf Amphibien nehmen
- die Wiederherstellung der natürlichen Auendynamik an bayerischen Flüssen in Verbindung mit natürlichem Hochwasserschutz
- das Belassen von breiten, ungedüngten Uferrandstreifen an stehenden und fließenden Gewässern
- die Erleichterung der Amphibienwanderungen durch bessere Vernetzung ihrer Lebensräume (Biotopverbund)
- die Berücksichtigung der Auswirkungen auf Amphibien in Zulassungsverfahren neuer Pestizide
- eine finanzielle Förderung für Landkreise und Kommunen beim nachträglichen Einbau von Amphibienschutzanlagen an Kreisstraßen und Ortsverbindungsstraßen
- Reduzierung des anhaltend hohen Flächenverbrauchs in Bayern, da dieser auch die Lebensräume von Amphibien betrifft
- eine ambitionierte Klimaschutzpolitik der bayerischen Staatsregierung als langfristig wirksame und dringend notwendige Maßnahme

Hintergrund:
Aktive des BN betreuen jedes Jahr im Frühjahr in ganz Bayern über 600 Amphibienzäune, die an den die Wanderwege zwischen Sommerlebensraum und Laichgewässer kreuzenden Straßen aufgestellt werden. Dabei prüfen sie bis zu acht Wochen lang bei Wind und Wetter morgens und abends die an den Fangzäunen eingelassenen Eimer, notieren sich die Anzahl der darin vorkommenden Arten und bringen sie sicher über die Straße. Mit tausenden von Helfer*innen und jährlich bis zu 500.000 vor dem Straßentod geretteten Tieren ist es Europas größte Artenrettungsaktion.

Für die zentrale Erfassung der Daten gibt es die BN-Amphibiendatenbank, hier kann jeder Webseitenbesucher die eingegebenen Daten für seinen Landkreis abrufen:

Wanderwege - BUND Naturschutz in Bayern e.V. (bund-naturschutz.de)