Wo neues Leben entsteht und Hochwasser Platz findet
Das ist inzwischen in den Köpfen der meisten Verantwortlichen angekommen. So entstand zum Beispiel im Zuge der flussbaulichen Baumaßnahmen bei Reibersdorf ein knapp zwei Kilometer langes Auefließgewässer, das künftig nicht nur überflüssiges Wasser aufnehmen, sondern sich auch zu einem Lebensraum für ursprüngliche Flora und Fauna entwickeln soll. Wie weit sich dieses Gebiet inzwischen entwickelt hat und ob schon Wasser durch die mäandernden Nebenflussarme fließt, darüber konnten sich interessierte Bürger und Bürgerinnen vergangene Woche direkt vor Ort ein Bild machen. Die BN Kreisgruppe Straubing hatte dazu Mitarbeiter des Wasserbau Unternehmens WIGES eingeladen, die sich viel Zeit nahmen, um ihr Projekt, die Erfolge aber auch die unerwarteten Schwierigkeiten vorzustellen. Wenn das Auefließgewässer einmal vollkommen voll ist, dann gehen 100 m³ Wasser pro Sekunde durch, das ist eine sehr große Menge, erläuterte Dominik Zehatschek, Pressesprecher von WIGES . Momentan herrsche nahezu Niedrigwasser, so dass derzeit relativ wenig Bewegung in den Fließbetten stattfinde. Die letztjährigen Hochwasserstände – gerade nach der ersten Öffnung des Auefließgewässers . veränderten den ursprünglich geplanten und entsprechend angelegten Querschnitt der Wasserarme und es kam zu einem Abschwemmen der erst angelegten Kiesböschung. Durch diese Erosion veränderte sich das Bild schon nach wenigen Monaten der Fertigstellung. Da man aber festgestellt habe, dass sich seitdem eine Stabilität einstellt, wird der derzeitige Stand so erhalten bleiben, auch wenn die Entwicklung akribisch verfolgt werden müsse, konnten die Ingenieure berichten. Es kamen noch viele Fragen der Exkursionteilnehmer, so zum Beispiel zu den im nahen Uferbereich aufgetürmten Wurzelstöcken und Ästen. Hier entstehen Unterschlupfmöglichkeiten für Fische, die in einem natürlichen Habitat wichtiger Bestandteil sind. Bedenken ob Gemeinden durch diese Maßnahmen finanziell belastet würden, konnte Zehatschek ausräumen, da diese Ausgleichsmaßnahmen - eine ganz ähnliche entsteht derzeit im Bereich Waltendorf – von der EU, dem Bund und Land Bayern getragen würden.
Künstlich angelegte Auefließgewässer wie das Projekt bei Reibersdorf zeigen, wie gezielte Eingriffe in die Natur nicht nur funktional, sondern auch ökologisch wertvoll gestaltet werden können. Durch die Nachahmung natürlicher Prozesse gelingt es, neue Habitate für seltene Arten zu schaffen und gleichzeitig die Wasserdynamik eines Gebiets nachhaltig zu regulieren. Solche Projekte erfordern jedoch ein hohes Maß an Planung, interdisziplinärem Wissen und die Bereitschaft, sich den Herausforderungen der Natur anzupassen.